Immer mehr besorgte Kanzlerfelder Bürgerinnen und Bürger sprechen über die aktuelle Situation des Einkaufsmarkts in ihrem Stadtteil. Auch von der Gründung einer Bürgerinitiative war gerüchteweise schon zu hören.
Worum geht es? Im David-Mansfeld-Weg befindet sich ein Einkaufszentrum, das mit seinen Geschäften gut geeignet ist, die Versorgung der Anwohner zu gewährleisten. Neben Apotheke, Versicherung und Pizzeria findet sich dort auch ein kleiner Lebensmittelmarkt einer bekannten Einkaufskette.
Nun heißt es, der Markt wäre zu klein, um weiterhin wettbewerbsfähig arbeiten zu können. Daher, so sagen die Gerüchte, werde dieser Markt in einen Neubau umziehen welcher auf der gegenüberliegen Straßenseite ausgerechnet auf einer der letzten Grünflächen entstehen soll. Auf dieser Grünfläche befindet sich außerdem ein rege genutzter Bolzplatz.
Der folgende Ausschnitt von Google Maps verdeutlicht die örtliche Lage. Oben rechts ist das Einkaufszentrum zu erkennen (davor die geparkten PKWs) und unten links die genannte Grünfläche, inklusive Bolzplatz (die “Tore” sind gut zu erkennen :).
Die Argumente der Bürgerinnen und Bürger gegen den Umzug des Marktes sind nachvollziehbar:
Durch den Umzug des Marktes entstünde ohne gesicherte Nachnutzung ein unüberbrückbarer Leerstand. Dieser würde wiederum dazu führen, dass auch die anderen Geschäfte über kurz oder lang auf Grund von fehlender Kundschaft schließen müssten. Letztlich würde das gesamte Einkaufszentrum und das Umfeld in Mitleidenschaft gezogen werden.
Am neuen Standtort würde der letzte im Kanzlerfeld vorhandene Bolzplatz für immer verschwinden und mit ihm eines der letzten grünen Fleckchen.
Steigende Lärmbelästigung, ungeklärte Parkplatzsituation und eine erhöhte Gefährdung durch ein stärkeres Verkehrsaufkommen sind ebenfalls Befürchtungen die nicht vom Tisch zu wischen sind. Gerade, da sich in diesem Bereich auch Schulwege befinden.
Erstmal sei nun gesagt, dass auch ich keine konkreten Informationen zum aktuellen Stand habe; die Befürchtungen der Anwohner jedoch teile. Und man kann sich ja informieren.
Aus einer Mitteilung des “SPD-Ortsverein Lehndorf-Lamme-Kanzlerfeld” vom 01. Juli 2010 geht hervor, dass der Standort für die Firma “Görge-Edeka” auf längere Sicht zu eng ist, um langfristig ein Vollsortiment im Kanzlerfeld anbieten zu können. Daher wurde im April 2010 im Stadtbezirksrat beschlossen “…dass die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Neuansiedlung eines Nahversorgers geschaffen werden…” dafür ist die oben genannte Grünfläche vorgesehen.
Auf der Internetseite unseres Bezirksbürgermeisters Karl Grziwa findet sich am 20. Februar 2011 ebenfalls eine Meldung zu diesem Thema. Hier wird klargestellt, dass der Stadtbezirksrat beschlossen hat “… den Vorbehalt für öffentliche Einrichtungen auf dem Grundstück Bundesallee/Stauffenbergstraße aufzulösen.”. Das bedeutet, dass die Stadtverwaltung mit Planungen zur Umnutzung des Geländes beginnen kann. Dies kann den Umzug des bestehenden Marktes bedeuten, aber genauso gut die Ansiedlung eines völlig Anderen. Die Nachnutzung der dann eventuell leer stehenden Räumlichkeiten sind Verhandlungssache zwischen der Eigentümergemeinschaft des Einkaufszentrums und des aktuellen Inhabers der betroffenen Räumlichkeiten. Stadt und Stadtbezirksrat haben darauf keinen Einfluss.
Ja, es stimmt also. Es wird Veränderungen bezgl. der Nahversorgung im Kanzlerfeld geben. Wie Diese konkret aussehen werden ist jedoch noch völlig offen.
Und dann ist es wichtig immer beide Seiten zu betrachten. Hier also auch die Situation des Kaufmanns der den bestehenden Markt betreibt. Die Aussage ist, dass der Markt langfristig gesehen nicht wettbewerbsfähig ist. Es kann kein Vollsortiment angeboten werden. Natürlich kann man argumentieren “das Sortiment reicht doch völlig aus, so wie es ist”, aber ein guter Kaufmann muss auch wirtschaftlich arbeiten können.
Mit Sicherheit wurden vor der Idee des Neubaus auch alle Optionen zur Vergrößerung der Verkaufsfläche am bestehenden Standort geprüft. Das macht jeder gute Kaufmann, denn schließlich ist ein Anbau oder Umbau erheblich kostengünstiger als ein kompletter Neubau.
Warum es nun nicht zu einer Vergrößerung am bestehenden Standort kommen soll, kann ich nicht beurteilen. Möglicherweise wehrt sich die Eigentümergemeinschaft dagegen, möglicherweise gibt es andere Gründe.
Der Kaufmann muss jedoch wirtschaftlich arbeiten. Kann er das nicht, muss er sein Geschäft schließen. Die Folge: Es gäbe gar keinen Nahversorger mehr vor Ort.
Vielleicht kennen noch Einige den Spar-Markt am gleichen Standort. Auch dieser musste 2004 nach 30 Jahren schließen. Begründung: “Zu klein, nicht zukunftssicher … nicht wettbewerbsfähig…”. Nachgelesen werden kann das in dem Artikel “Spar-Markt im Kanzlerfeld schließt” auf newsclick.de, dem Webportal der Braunschweiger Zeitung.
Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass der Kaufmann handeln muss. Und ebenso sind die Argumente der Bürgerinnen und Bürger nicht wegzudiskutieren.
Was also tun? Klein beigeben, die Wiese und den Bolzplatz opfern oder doch lieber auf den Einkaufsmarkt verzichten? Gute Frage.
Um hier Stimmen für die Kommunalwahl einzusammeln, hätte ich sicher anders argumentieren müssen. Genau, etwas versprechen wovon ich jetzt schon weiß das es nach der Wahl nicht zu halten ist – falls ich denn überhaupt gewählt werde.
Dennoch muss es auch hier eine Lösung geben. Eine Lösung mit der beide Seiten leben können, sowohl die Bürgerinnen und Bürger, als auch der Kaufmann.
Um das zu erreichen müssen die Anwohner beharrlich bleiben, sich informieren, sich einbringen und zu den Sitzungen des Stadtbezirksrats gehen – Bürgerbeteiligung eben. Nur so können Politik und Verwaltung geeignete Lösungen entwickeln.
Beschlossen wurde im Stadtbezirksrat bisher nur, dass die Grünfläche anders genutzt werden darf als das ursprünglich vorgesehen war. Nicht mehr und nicht weniger.
Und vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit zu einem Kompromiss am bestehenden Standtort? Falls der Hemmschuh wirklich die Eigentümergemeinschaft sein sollte, würde es sicher helfen wenn die Bürgerinnen und Bürger deutlich machen das sie auch Deren Kunden sind. Ohne Kunden keine Einnahmen.